Gewalt in der Geburtshilfe – Gewalterfahrung unter der Geburt

Es klingt wie ein Widerspruch in sich.

Du bist nicht allein

Gewalt in der Geburtshilfe ist in Deutschland ein großes Tabu, obwohl es längst kein Einzelphänomen ist, jedoch in den wenigsten Fällen tatsächlich geahndet wird.

Die (gesellschaftliche) Überzeugung lautet leider nach wie vor: Hauptsache das Kind ist gesund. Betroffene Eltern, die eine schwierige und/oder gewaltvolle Geburt erlebten, wissen um die Bedeutung dieser Unwahrheit – es ist unbestreitbar viel wert, aber keine Hauptsache. Vielleicht stimmst du dem zu. Vor allem aber ist dieses Thema, diese Erfahrung, e r s c h ü t t e r n d  im Wortsinn.

Wo Unterstützung, Zuwendung, Fürsorge und Wertschätzung die Grundhaltung dieser besonderen Hilfe ausmachen sollten, hast du – wie zu viele werdende Mamas und Papas – einen beängstigenden Cocktail aus Gewalterfahrungen wie Körperverletzung, Beleidigungen, Unrecht und Entwürdigung erfahren. Aktiv, passiv oder beides. Damit bist du nicht allein.

Unsere „Kultur des Schweigens“ trägt zusätzlich Sorge, dass es bei diesem Tabu bleibt. Dass du vielleicht glaubst, es sei ein normales Geschehen, dass Geburt wohl so sein müsse.

Nein, das ist kein normales Geschehen. Nein, so muss und darf keine Geburt sein.

Häufig habe ich mich schon gefragt, welcher Schmerz wohl größer ist. Der, dies alles am eigenen Leib durchgemacht zu haben oder, dass niemand wirklich zuhören und sehen will, wie es dir ergangen ist.

Die Erfahrungen während dieses höchst empfindsamen Prozesses enden nämlich, im Guten wie im Schlechten, nicht mit der Geburt deines Kindes. Nicht mit dem Verlassen des Krankenhauses oder damit, dass die Hebamme das Haus verlässt, der/die Gynäkologe*in zur Epikrise „o. B.“ vermerkt, die Nachsorge irgendwann endet. Oder?

Sie bleibt dir erhalten, bleibt stets lebendig. Sitzt in deiner Seele. Schmerzt vielleicht in deinem Körper. Manchmal für sehr lange Zeit. Sie hinterlässt Schuldgefühle, wo keine sein sollten und das leidvolle Gefühl, angeblich nicht das Beste für dein Kind gegeben zu haben.

Dein Familienleben verläuft nicht im freudigen Chaos der Kennenlernzeit. Die Bindung zu deinem Baby gestaltet sich schwierig. Deine Ehe/Partnerschaft leidet mehr als notwendig. Nähe und Sexualität werden für dich unter Umständen zur Herausforderung – nicht selten aufgrund anhaltender Schmerzen jenseits der physischen Heilungsphase.

Der Umgang innerhalb der Familie und des Freundeskreises reicht von Bestürzung über Unverständnis („eine Geburt ist schließlich kein Spaziergang“) bis zur Verharmlosung („das Kind ist hineingekommen, also kommt es auch irgendwie wieder heraus“).

Aber alle deine Erlebnisse brauchen ihren Platz im Leben und wollen integriert sein. Die Freudigen wie die Traurigen. Die Erzählungen von der Geburt deines Babys werden zu einem wichtigen Teil deiner Identität. Sowohl als Mama, als auch Papa. Es ist deine Erfahrung. Es sind deine Gefühle. Es ist dein Kind. Es ist deine Partnerschaft.

Du hast ein Recht darauf, gehört zu werden.

Du hast ein Recht darauf, zu erzählen, was du erlebt hast.

Du hast ein Recht darauf, die Meinung und Befindlichkeit deines Zuhörers zu ignorieren.

Du hast ein Recht darauf, diesen besonderen Teil deines Lebens anzuerkennen.

Du hast ein Recht darauf zu betrauern, dass es anders gekommen ist, als du und ihr euch das vorgestellt und gewünscht habt.

Du hast ein Recht auf diesen sicheren Raum, in dem nur du zählst und niemand sich ein Urteil erlauben darf. 

Du hast ein Recht darauf, dass Heilung findet was Verletzung erfahren hat.

Du hast ein Recht darauf zu sein, so wie du jetzt bist.

Mit allem, was dazugehört.

In meiner Praxis findest du diesen Raum, um zu erzählen, was du erlebt hast. Was in Familie und Freundeskreis niemand hören will oder kann. Was allein dich oder euch bewegt.

Mit Fürsorge, Zuwendung, Wertschätzung, Achtsamkeit und vor allem Zeit, erfährst du und dieser besondere Teil von dir die gebührende Anerkennung, wie es sich für deine Geburt gehört! Alles hat bei mir vertrauensvoll seinen Platz und darf sein: Trauer, Hoffnung, Wünsche, Sorgen, Bedürfnisse, Veränderung, Selbstfürsorge, Selbstliebe, und vieles mehr.

Und wir schaffen dir damit neue Möglichkeiten, damit sich etwas verändern kann. Damit deine Gedanken die Dauerschleife verlassen können und wieder geordnet(er) erscheinen. Damit deine Geburtserfahrungen mit allen Gefühlen ihren richtigen Moment finden, um präsent zu sein. Damit du das Leben mit deinen Liebsten so frei wie möglich genießen kannst.

Achte gut auf dich. Du bist es wert!

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Herzensgutes Kind